Bei unserem Einzug in die alte Schule in Krarup, spürten wir das großes Potenzial des Hauses, das viel Platz bietete, um etwas daraus zu machen. Nach einigen interessanten Gesprächen mit den Leuten im Ort über die Vergangenheit des Hauses als Schule bei einer gemütlichen Tasse Kaffee entschlossen wir uns dazu, die alte Schule zugänglicher zu machen und im Nebengebäude ein kleines Bed and Breakfast mit verschiedenen Veranstaltungen im Laufe des Jahres einzurichten. Wir wollten keine Luxuszimmer schaffen, sondern einfach nur einen gemütlichen Ort zum Verweilen im charmanten Stil der alten Schule. Also begannen wir im Jahr 2020 mit unserem Vorhaben und dachten, es wäre sehr interessant und spannend für die Leute, den Bauprozess von Anfang an in Wort und Bild mitzuverfolgen. Darum haben wir im folgenden Text, alle wichtigen Bauabschnitte zusammengefasst. Weitere Bilder des Bauprozesses sind in der Galerie zu sehen. Viel Spaß!

Wir versuchten so umweltfreundlich und nachhaltig wie möglich zu bauen. Das bedeutete zum Beispiel, dass wir lokale Baumaterialien verwendeten und es vorzogen mit unseren eigenen Händen zu bauen, als Maschinen einzusetzen. Außerdem versuchten wir zu jeder Jahreszeit im Tageslicht zu bauen, um das natürliche Licht auszunutzen. Aus angesammelten Holzresten, bauten wir einige Möbel selbst. All dies gestaltete den Bauprozess manchmal sehr schwierig und nahm viel Zeit in Anspruch, aber es entwickelte sich Schritt für Schritt mit einem guten Gefühl den richtigen Weg zu gehen.

2020, Frühling

Im zeitigen Frühjahr 2020 begannen wir mit Hilfe unserer Väter mit dem Bau des Kanalisations- und Wasserleitungssystems im Freien. Mit deren wertvollen Erfahrungen konnten wir über die verschiedenen Möglichkeiten der Rohrführung sprechen und sie auf dem Papier skizzieren. Das Messen und Berechnen der Tiefe und des Gefälles der Abwasserrohre war dabei ein wichtiger Bestandteil.

Dann begannen wir mit der körperlichen Arbeit auf dem Hof, indem wir zuerst die großen und schweren Steine aus dem Boden holten und dann mit Schaufel und Spaten den Graben für die Rohre aushoben, nicht ohne eine Menge Schweiß auf der Stirn und Muskelkater noch Tage später, aber es war trotzdem ein gutes Workout. Überraschenderweise tauchten einige alte Rohrleitungen auf, die nicht auf dem Lageplan verzeichnet worden waren.

Wir stabilisierten die Seitenwände des Grabens mit Holzbalken, um sie vor dem Einsturz zu bewahren. Anschließend verlegten wir die Rohre in Sand, verfüllten den Graben und verdichteten den Boden. Schließlich legten wir die Steine so gut es ging nach dem gleichen Muster wieder in den Boden.

Dann begannen wir, die Wände und Decken der beiden Gästezimmer zu streichen – Schritt für Schritt. Zuerst entfernen wir den losen Putze und die alte Farbe. Danach füllten wir alle Lücken und Unebenheiten mit Spachtelmasse und schliffen sie anschließend eben. Bevor wir mit dem Streichen der Wände begannen, klebten wir die Kanten mit Malerband ab. Außerdem schützten wir den Boden mit einem Filztuch, das während der Malerarbeiten verschoben werden konnte. Da wir keine speziellen Maltechniken oder -fähigkeiten besitzen, waren wir umso glücklicher, als wir das tolle Ergebnis ohne Rollen- oder Pinselspuren sahen.

In der Zwischenzeit verbreitete sich das Covid19-Virus auf der ganzen Welt, und der erste Lockdown traf auch uns. Es kamen unsichere Zeiten, die Prioritäten verschoben sich und unser Bauprojekt wurde vorübergehend eingestellt. Aber der Stillstand gab uns genug Zeit, um zu diskutieren, ob und wie wir unser Bauprojekt weiterführen konnten.

2020, Sommer

Von der Neugier getrieben, öffneten wir den Fußboden der zukünftigen Gemeinschaftsküche (damals Garderobe der Schüler), um zu sehen, wie der Fußbodenaufbau aussah und was darunter installiert worden war. Dies war wichtig zu wissen, um das Abwassersystem des Hauses zu planen. Und wer weiß, vielleicht gab es ja einen Schatz zu finden…

So kam es, dass wir auf schöne alte, aber gut erhaltene Fliesen im Boden stießen. Um den Charme der alten Schule noch deutlicher zu erhalten, überlegen wir, die alten Fliesen wieder vollständig sichtbar zu machen.

Bei späteren Ausgrabungen des Bodens im Gästebad fanden wir auch einen alten Teelöffel. Das überschüssige Erdreich aus dem Aushub verwendeten wir als Füllmaterial für die Steinmauer des Kräuterbeetes neben dem kleinen Hofladen.

2020/21, Winter

Im Winter 2020/21 setzten wir die Bauarbeiten in einem der Gästezimmer fort und ersetzten ein Fenster mit einer Tür mit Zugang zum Garten. Da das Fenster ohnehin ausgetauscht werden sollte, weil es eine Einfachverglasung war, war dies eine gute Gelegenheit, den Raum zu verschönern. Also entfernten wir das alte Fenster, rissen die Wand bis zum Boden auf und bauten die neue Tür ein. Auf diese Weise konnten wir die Menge an natürlichem Licht im Raum erhöhen und einen schönen Blick auf den Garten schaffen. Ein Teil der abgerissenen Ziegelsteine wurde gelagert, um sie während des Bauprojekts für andere Zwecke wiederzuverwenden.

Wir planen, vor der neuen Gartentür eine Terrasse zu bauen, um den Höhenunterschied zwischen Türschwelle und Boden auszugleichen und so den Zugang zum Garten zu erleichtern.

Darüber hinaus öffneten wir im Gästebad ein altes, hinter einem Fensterladen verborgenes Fensterloch. Nachdem wir den Fensterladen und das darunter liegende Dämmmaterial demontiert hatten, entfernten wir die letzten Reste des Materials von den Wänden. Der anschließende Einbau des neuen Fensters ging schneller, als wir dachten. Zunächst befestigten wir den Rahmen des Fensters mit Keile, damit er richtig ausgerichtet ist. Dann bohrten wir den Fensterrahmen mit entsprechenden Montageschrauben an die Wand. Nachdem wir die Keile entfernt hatten, isolierten wir die entsprechenden Stellen mit Dichtungsband. Die restlichen Fugen zwischen Wand und Rahmen wurden mit Silikon abgedichtet. Jetzt müssen wir nur noch um das Fenster herum streichen, damit es schön aussieht.

Übrigens wird der alte Fensterladen als Tischplatte für den Außenbereich wiederverwendet.

2021, Frühling und Sommer

Im Frühjahr 2021 entfernten wir die Ziegel einer Zwischenwand, um noch mehr Licht in das Gästebad zu bringen. Die alten Ziegel wurden aufbewahrt, um sie an anderer Stelle im Bauprozess wiederzuverwenden.

Außerdem mussten Teile der alten wurmzerfressenen und verrotteten Balken durch neue Balken im bodennahen Fachwerk ersetzt werden. Der Unterschied ist deutlich zu erkennen und sollte als Zeichen der Zeit erhalten bleiben. Die lose Farbe an den alten Balken wurde abgeschliffen, der Rest ist erhalten und erzählt so die Geschichte des Hauses.

Um Küche und Bad zu trennen, haben wir Balken für eine neue Zwischenwand eingebaut. So konnten wir den Eingang zum Bad in die neue Wand verlagern und verwendeten eine alte, aber gut erhaltenen Tür, die wir auf dem Dachboden des anderen Seitengebäudes fanden.

Einige der Mauern waren instabil und mussten entweder neu aufgebaut werden oder der alte Mörtel zwischen den Ziegeln musste mühsam mit Hammer und Meißel einige Zentimeter herausgebrochen und ersetzt werden, was nicht ohne Blasen an den Händen ging, obwohl wir Arbeitshandschuhe trugen.

Um die instabilen Mauern zu ersetzen, verwendeten wir teils die alten Ziegel wieder, teils nutzten wir historische Ziegel aus der alten Molkerei und dem abgerissenen Schornstein der alten Gärtnerei in Krarup. Einerseits fanden wir es einfach schön, den Flair der alten Schule mit der damaligen Industrie und unserer Recyclingpolitik auf diese Weise als Erinnerung zu verbinden, andererseits war diese Entscheidung mit harter Arbeit verbunden, denn alle Ziegelsteine mussten vorsichtig mit Hammer und Meißel einzeln vom alten Mörtel befreit werden. Das ging natürlich nicht ohne blaue Finger zu bekommen, wenn der Hammer nicht auf die richtige Stelle traf.

Auf diese Weise entstanden im Sommer 2021 einzigartige Wände im Gästebad.

2021, Spätsommer und Herbst

Im Spätsommer bauten wir das Abwassersystem im Inneren des Gebäudes. Das klingt einfach, war es aber nicht. In der Tat war es eine Herausforderung, denn die Mauern wurden auf großen, schweren Steinen gebaut, so dass es schwierig war, mit dem Abwassersystem durchzukommen. Nach reichlicher Überlegung positionierten wir die Rohrleitungen so, dass wir nur einen der schweren Steine komplett ausgraben und mit vereinten Kräften versetzen mussten. Wir velegten die Rohre in einer geeigneten Tiefe und entsprechendem Gefälle in Sand, füllten den Graben auf und verdichteten den Boden.

Anschließend füllten wir den Boden mit Schichten aus Beton und Dämmung. Die Betonmischung musste ein bestimmtes Verhältnis von Sand, Zement und Wasser enthalten, was zu einem guten Arbeitsrhythmus bei der Ausführung führte. Also zum Beispiel Sand, Sand, Zement, Wasser – mischen, und wieder Sand, Sand, Sand, Zement, Wasser – mischen usw. Haha, davon träume ich nachts immer noch!

Die nachfolgende Verlegung der Wasserleitungen war aufregend, weil wir so etwas bis dahin noch nie gemacht hatten. Also haben wir viele Stunden damit verbracht Informationen zu sammeln, darüber zu lesen und zu diskutieren, bis wir uns absolut sicher waren, dass wir es selbst bauen können.

Für eine einfache Installation und lange Haltbarkeit haben wir alupex-Rohre mit Fittingverbindungen gewählt. Die Wasserleitungen verlegten wir in einen Kanal im Boden, so dass sie im Falle einer Störung durch Material- oder Montagefehlers leicht zugänglich und vor Beschädigungen geschützt sind. Damit kann auch bei einem Rohrbruch das austretende Wasser das Fundament nicht so leicht untergraben.

Als schließlich alle Rohre an ihrem Platz waren, ließen wir das Wasser durchlaufen, um zu prüfen, ob sie dicht waren. Es war ein gutes Zeichen, als die Leitungen den Funktionstest standhielten und ein großer Jubelschrei hallte durch das Haus.

2021/2022, Winter

Mit Hilfe unserer fleißigen Elektriker konnten die Stromkabel verlegt, die Lichtschalter und Steckdosen angebracht und die Beleuchtung in der Decke installiert werden.

Als die Elektriker die Steckdosen in der Wand installierten, schnitten sie zunächst mit einer Mauerfräse einige Schlitze in die Wand, durch die die Kabel gezogen wurden. An den Stellen, an denen sich die Steckdosen befinden würden, wurde ein Loch für die Unterputzdosen gefräst. In den Unterputzdosen wurden die Steckdosen installiert und an die Stromversorgung angeklemmt. Nachdem die Elektriker ihre Arbeit beendet hatten, verputzten oder verspachtelten wir die Wände.

Darüber hinaus installierten die Elektriker die Fußbodenheizung. Danach glichen wir die Unebenheiten mit selbstnivellierender Ausgleichsmasse aus. Somit war der Boden bereit für die Verlegung der Fliesen.

Aber zuvor legten wir eine Reihe von Fliesen aus, um herauszufinden, wie sie am besten passen und um so wenig wie möglich Ausschuß zu produzieren. Wir schmierten Fliesenkleber auf die Rückseite der Fliesen und begannen gegenüber der Tür, damit wir uns leicht zur Tür vorarbeiten konnten und uns nicht den Weg versperrten. Zwei Tage später verfugten wir die Fliesen mit Dichtungsmasse diagonal über den Fugen und wuschen die überschüssige Versiegelung mit Wasser und einem Schwamm ab.

Natürlich testeten wir die Funktionalität der Fußbodenheizung barfuß, sobald wir die Fliesen betreten konnten. Als wir die angenehme Wärme unter unseren nackten Füßen spürten, brach erneut lautstarker Jubel aus.

Da wir die Decke wegen einiger unordentlicher und in der Decke versteckter Elektrokabel öffnen mussten, nutzten wir die Gelegenheit, auch die vorhandene Dämmung zu entfernen, in die Regenwasser eingedrungen war.

Auf der neu vorbereiteten Decke montierten wir die Schalungsbretter in der Höhe der geplanten neuen Dämmstärke und schnitten die Dämmwolle mit einem kleinen Übermaß zu, damit sie zwischen die Schalungsbretter passen. Anschließend brachten wir die Dampfsperrfolie zwischen der Wärmedämmung sowie der raumseitigen Verkleidung an und häfteten sie mit einer pneumatischen Klammerpistole fest. Dort, wo die Beleuchtung in der Decke sein würde, brachten wir Kabelkanäle an. Schließlich montierten wir die Deckenverkleidung und die Elektriker installierten die LED-Beleuchtung.

2022, Frühling

Im Frühjahr 2022 strichen wir das Bad und die Gemeinschaftsküche. Wir statteten die Zimmer mit Möbeln aus, die wir – in unserem umweltfreundlichen Wesen – größtenteils selbst aus Holzresten bauten (z.B. der Waschbeckenunterschrank, die Bettgestelle und die Regale) oder im Gebrauchtwarenladen kauften. Zu guter Letzt reinigten wir die Räume gründlich und vorbereiteten sie für die Einweihung. Die letzten Arbeiten sind also abgeschlossen und die Zimmer hergerichtet. Wir sind bereit Gäste zu empfangen und in unserer Einrichtung willkommen zu heißen.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die am 05.06.2022 an der Einweihung unseres Bed & Breakfasts teilnahmen. In der besonderen Atmosphäre der alten Krarup-Schule verbrachten wir angenehme Stunden mit vielen Gesprächen, Kaffee und Kuchen. Wir möchten uns für die vielen schönen Geschenke bedanken, die wir erhielten. Wir hatten einen fantastischen und sonnigen Tag!

Besondere Zukunftspläne: In diesem Sommer planen wir eine Terrasse zum Garten beim Gästezimmer „skolestue“ (Klassenzimmer) hinzuzufügen und im Herbst/Winter werden wir uns um die Dämmung des Schalles kümmen. In einigen Jahren werden wir das Dach des Haupthauses durch Ziegel mit integrierten Solarzellen ersetzen, damit wir uns selbst mit Strom versorgen und das Haus noch klimafreundlicher arbeiten kann, samt einer Ladestation für Elektroautos. Außerdem wollen wir das Seitengebäude im ersten Stock ausbauen, um mehr Zimmer für das Bed and Breakfast zu schaffen, falls das Geschäft erfolgreich ist und wir genug Überschuss erwirtschaften können.

Ein besonderer Dank für die Unterstützung mit Baumaterialien geht an unsere Nachbarn Stine und Jens, die alte Gärtnerei und Helene in der alten Molkerei. Wir danken der Firma Espe & Gestelev El-forretning ApS für die Installation von Beleuchtung, Steckdosen und der Fußbodenheizung. Ein herzliches Dankeschön geht an unsere Väter für ihre guten Tipps und helfenden Hände. Nicht zuletzt geht ein großer Dank an Chris für seine Hilfe bei der Beschaffung der Baumaterialien, die vielen konstruktiven Gespräche und die gut durchdachten Zeichnungen.